Spitzenmedizin zum Nulltarif?


    Blickwinkel


    Die Gesundheitskosten in der Schweiz kennen seit Jahren nur einen Trend: den nach oben.

    Gemäss Bundesamt für Statistik beliefen sich die Gesamtausgaben für das Gesundheitswesen im Jahr 2019 auf rund 82,5 Milliarden Franken. 2021 waren es bereits etwa 86,3 Milliarden Franken. Die Gesundheitsausgaben umfassen verschiedene Bereiche wie Spitäler, Arztpraxen, Medikamente, Gesundheitsprogramme, Forschung und Entwicklung so­wie Verwaltungskosten.

    Die steigenden Gesundheitskosten können auf verschiedene Faktoren zurückgeführt werden:

    • Der medizinische Fortschritt hat zu neuen und teureren Behandlungsmethoden, Medikamenten und Technologien geführt. Neue Therapien und Techniken sind oft teurer als ältere Methoden. Hier herrscht ein Wettbewerb, welcher kostentreibend ist.
    • Die alternde Bevölkerung führt zu einer erhöhten Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen. Ältere Menschen benötigen in der Regel mehr medizinische Versorgung und eine langfristige Betreuung.
    • Das Gesundheitswesen ist personalintensiv, und die Löhne im Gesundheitssektor sind zwar verglichen mit dem Ausland hoch. Im Vergleich mit anderen Berufen in der Schweiz jedoch eher tief. Die Arbeitszeiten sind noch ein besonderes Thema.
    • Das Gesundheitssystem hat eine komplexe Struktur (Verwaltung von Krankenversicherungen, Spitäler, Arztpraxen und andere Einrichtungen), die mit erheblichen Verwaltungskosten verbunden ist.
    • Bei uns sind die Preise für Medikamente und medizinische Leistungen hoch.
    • Jedes Jahr wechseln mehrere Zehntausende ihre Krankenkassen um Prämien für die Grundversicherung zu sparen. Der administrative Aufwand ist auch ein Kostentreiber.
    • Die Notfallaufnahmen der Spitäler sind nun einmal keine Einrichtungen für Bagatellfälle. Es sind die teuersten medizinischen Anlaufstellen.

    Die Schweiz hat einen sehr hohen Standard für die Qualität der Gesundheitsversorgung. Wir Bürger erwarten eine hochwertige medizinische Behandlung. Aber die gibt es eben nicht zum Nulltarif.

    Die steigenden Gesundheitskosten sind eine sehr komplexe Herausforderung und es gibt keine einfache Lösung. Zu viele Interessen sind im Spiel. Die Politik versucht mit mehr oder weniger tauglichen Mitteln Schritte zu unternehmen, um Kosten zu senken. Beispiele sind die Förderung von Effizienzmaßnahmen, Zusammenlegung von Spitälern, die Einführung von neuen Vergütungsmodellen und die Stärkung der Prävention. Wenn diese Versuche mit Rettungskrediten enden, müssen sie wohl als untauglich bezeichnet werden.

    Wenn wir wirklich etwas zur Senkung der Gesundheitskosten beitragen wollen, müssen wir zuallererst einmal unsere eigenen Erwartungen herunterschrauben…

    Giuseppe Nica,
    Verleger


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