SWISS SHOE CARE – Als Berner Schuhputzer widmet sich Claudio Bühlmann mit Leidenschaft und Fachkenntnis der Pflege und Aufbereitung von Schuhen. Jedes Paar hat seine eigene Geschichte, und es bereitet ihm grosse Freude, dazu beizutragen, dass sie weiterhin strahlen und ihre Träger stolz machen.
«Bienenwachs, Schuhcreme und gute Bürsten sind die Basics, um Schuhe optimal zu putzen und zu pflegen», erklärt Claudio Bühlmann. Der Gründer und Inhaber von Swiss Shoe Care in Bern gibt im Rahmen des Europäischen Tage des Denkmals im Ballyana – dem Schuhmuseum der Bally in Schönenwerd – eine Einführung ins Schuhputzen. Mit einer Schmutzbürste wischt Bühlmann über das Leder des rund 40-jährigen Bally-Herrenschuhs. Dann trägt er vorsichtig eine Schicht Creme auf das braune Leder. «Die Creme gibt dem Schuh Nährstoffe zurück», sagt der Fachmann. Mit kreisenden Bewegungen verteilt er die Creme auf dem Leder und massiert sie ein. «Man merkt selbst wie durstig das Leder ist», so Bühlmann und er ergänzt: «Lieber nicht zu viel». Danach greift er zur Rosshaar-Bürste und fegt über die glatte Oberfläche. Danach folgt eine Schicht, die ebenfalls mit einem Tuch sorgfältig eingerieben wird. «Wir müssten eigentlich jetzt 20 Minuten warten vor dem Wachsen, aber hier im Schuhkurs beschleunigen wir das Ganze etwas.» Zuletzt kommt die Ziegenhaar-Bürste zum Zug für den Glanz. Et voilà – das braune Leder strahlt in neuem Glanz – die Wellness-Kur ist beendet. Der Schupflege-Experte empfiehlt, Schuhe monatlich oder wenigstens alle zwei Monate zu pflegen: «So kann ein guter Lederschuh zehn bis fünfzehn Jahre alt werden.»
Bühlmann hat seit 2012 rund 11’000 Schuhe geputzt. Sein Rekord – an zwei Tagen, anlässlich eines Events 150 Schuhe zum Glänzen zu bringen. Braune Lederschuhe, die er bei einem italienischen Schuhmacher vor 16 Jahren für viel Geld gekauft hatte, brachten ihn zu seiner heutigen Tätigkeit als Schuhputzer. «Ich wollte meine teuren Lederschuhe sachgerecht pflegen und stellte fest, dass ich die geläufigen Produkte diesem exquisiten Schuh nicht antun kann», erklärt Bühlmann. Er informierte sich, experimentierte herum, um die perfekte Schuhpflege zu finden, so dass der Schuh möglichst lange hält und optisch ein gutes Bild abgibt. «Ich war fasziniert, was man alles aus einem Schuh herausholen kann», so der 52-Jährige. «Innert kürzester Zeit wurde ich der Schuhputzer im Familien- und Freundeskreis – immer mehr Schuhe fanden den Weg zu mir. Von den Ergebnissen waren alle begeistert.» Er fing an, sich nicht nur mit dem Thema Schuhpflege zu befassen, sondern lernte, wie Schuhe hergestellt werden, was gute Qualität ist und bedeutet und wie die verschiedenen Leder am besten gepflegt werden. Das Business interessierte ihn immer mehr und was 2012 als Hobby begann, wurde allmählich zum Beruf. Der gelernte Kaufmann, der im Verbands- und Consultingbereich arbeitete, sattelte um und wagte den Sprung in die Selbstständigkeit. 2016 gründete er seine Firma Swiss Shoe Care. «Die Leidenschaft zur Schuhpflege gab mir den Mut, meine Dienstleistung auch einem breiteren Publikum anzubieten. Es macht mir Spass, mit Menschen in Kontakt zu treten, ihnen zuzuhören und ihre Schuhe nach ihren Bedürfnissen zu pflegen – denn diese sind doch sehr unterschiedlich: Ein seidener Glanz passt gut, wenn eine Person eher Understatement ausstrahlt, zu anderen wiederum passt ein glänzender Schuh oder sogar ein hochglanzpolierter zu einer extravaganten Persönlichkeit. Deshalb ist es mir eine Ehre, Schuhe zu pflegen und ihnen einen individuellen Touch zu verpassen», schreibt Bühlmann auf seiner Homepage.
Exquisites Schuhputzen im schönen Ambiente
Sein Schuhputz-Atelier befindet sich heute im zweitgrössten Gewölbekeller mitten in Bern zwischen Rathaus und Münster. Ein roter Teppich begrüsst seine Kundschaft, darauf steht ein schwarzer Schuhputzstuhl im Vintage-Look, wie man ihn aus Amerika kennt. Schweizweit gibt es nur zwei solcher Stühle: Seinen eigenen und einen am Flughafen Zürich. Bei ihm geht eine feine Klientel ein und aus: Diplomaten, Politikerinnen und Politiker, Stars, aber auch Menschen mit kleinerem Salär nehmen seine Dienste in Anspruch. Wenn es um seine Kundschaft geht, ist Bühlmann vor allem eins – sehr diskret. Schuhe brauchen Pflege und der Mensch auch. Bei Schuhpfleger Claudio Bühlmann gibt es beides: «Ein guter Schuhputzer ist verschwiegen», betont er. «Es ist beim Schuheputzen wie beim Coiffeur – die Leute erzählen viel und vertrauen mir viel an. Deshalb bin ich hier auch ein wenig Seelsorger und Psychiater.» Nicht nur die Schuhe werden sauber, sondern auch Geist und Seele werden klarer und «herausgeputzt». Es ist für ihn selbstverständlich, nicht nur das edle Leder mit viel Fingerspitzengefühl zu pflegen, sondern auch Besitzerinnen und Besitzer mit viel Empathie und Einfühlvermögen zu hegen und ihnen zu zuhören. Manchmal ist der passionierte Schuhputzer auch Retter in letzter Minute, etwa wenn der letzte Schliff von Kopf bis Fuss noch nicht ganz optimal ist.
Claudio Bühlmann übt seinen Beruf mit grosser Leidenschaft aus. Er ist ein fein abgestimmter Mensch und lebt den «Gentleman-Look» gleich mit. Schaut man ihm auf die Füsse, so trägt er edle, italienische Lederschuhe. Wichtig ist ihm, dass sein grosszügiger Kundenservice Standard ist. Die Schuhe putzen lassen, wird bei ihm in den exquisiten Räumlichkeiten an der Kreuzgasse zum Erlebnis. Dies erzählen seine Kundinnen und Kunden auch gerne weiter. «Mund-zu-Mund-Propaganda ist die beste Werbung für mich», lacht der Schuhpflege-Fachmann. Ab und zu leistet ihm seine Rauhaardackelhündin Gesellschaft –seine zweite Leidenschaft. Er bildet sie gerade zur Trüffelhündin aus.
Ein Handwerk mit viel Liebe zum Detail
Zu seinen Dienstleistungen gehört der erstklassige Schuhpflege Service für Lederschuhe. Er poliert aber nicht nur Lederschuhe und Barbour Jacken auf Hochglanz, sondern beherrscht auch das Handwerk der fachgerechten Sneakerpflege. Dabei bietet er professionelle Reinigung, Aufbereitung und Schutz, so dass jeder Sneaker eine Verjüngungskur erfährt und wieder fresh und clean aussieht. «Bitte Sneaker nicht in der Waschmaschine waschen, das zerstört ihr Innenleben vollständig und macht den Schuh kaputt», so der Fachmann. Ein weiteres Standbein sind Messen, Kongresse & Events. So gibt er Schuhpflegekurse im Ballyana in Schönenwerd oder ist Eventschuhputzer. Seit sechs Jahren poliert er jeweils die Schuhe der Teilnehmer des Swiss Economic Forum SEF in Interlaken. Als dritter Geschäftsbereich verkauft er hochwertige Schuhpflegeprodukte.
Der Kaufmann aus Zollikofen bürstet die Schuhe sauber, arbeitet mit einem Tuch das passende Wachs ein und poliert je nach Wunsch und Persönlichkeit des Kunden die Schuhe auf Hochglanz. Die Pflege ist unterschiedlich, je nachdem ob es ein glattes oder raues Leder, ein Lackschuh oder eben ein Sneaker ist. «Der Zustand der Schuhe sagt viel über die Trägerin und den Träger aus, wie viel Wert legen sie auf sich selbst, ob sie geerdet sind, welche Werte verinnerlichen sie etc., stellt Bühlmann fest. Auch Fachsimpeln mit den Kundinnen und Kunden gehört zu seinem Job. So rät er beispielsweise Schuhe zum Trocknen niemals auf die Heizung zu legen oder sogar zu föhnen. «Die Feuchtigkeit muss von Innen entzogen werden, daher am besten Zeitungspapier in die Schuhe legen.» Der Schuhpflege-Profi legt grossen Wert auf die hochwertige Qualität seiner Arbeit sowie auf ein grosses internationales Netzwerk. So kann er sich mit anderen Fachleuten in seinem Metier austauschen, informieren und neue Inspiration holen. Zu den grossen Herausforderungen gehört die Schweizer Laufkundschaft zu rekrutieren, respektive von seinen Diensten zu überzeugen. «In anderen Ländern gehören Schuhputzer zur Tradition und Kultur, aber auch hierzulande gibt es eine immer grössere Nachfrage», weiss der Berner Schuhpflege-Experte, der noch einige Pläne in der Schublade hat, die er aber noch nicht verraten möchte.
Corinne Remund